Der Zwickauer Kornmarkt eignet sich gut für politische Kundgebungen der kleineren Art. Nicht zu groß und vor allem nicht zu belebt – da können Redner jedweder Couleur sich Aufmerksamkeit verschaffen.
Am 19.08. besuchte der deutschlandweit recht bekannte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach Zwickau. Da mein Büro an der Westsächsischen Hochschule direkt am Kornmarkt liegt, hatte ich nur wenige Schritte zu laufen, um seinen Ausführungen zu lauschen.
Zuvor hatte ich gegen 18 Uhr Herrn Bosbach schon gesehen, als er im Restaurant No.9 (im First Inn Hotel) allein zu Abend aß. Dabei hatte ich mich gefragt, ob einem Politiker vor einem Auftritt Gesellschaft zuträglich ist oder nicht. Es schien mir jedenfalls, dass meine Gegenwart ohne Anliegen, durchaus erwünscht war. Bosbach hatte tiefgestapelt: Ob überhaupt jemand kommen werde? Eine Person verlor sich halb sieben auf den Zuhörerplätzen.
Als es um 19 Uhr losging – oh Wunder! – waren alle ca. 30 Plätze gefüllt:
Leider wollte die Mikrofonanlage einfach nicht mitmachen – Aussetzer en masse, schrille Töne! Man hatte den Eindruck, dass ohne veritable Störer ringsum (welch ein Segen, dass Protest-Trommler auf ihrem montäglichen Umzug durch Zwickau nur wenige Minuten kurz vor 19 Uhr am Ort vorbeizogen, ohne wiederzukehren.) die Technik der eigentliche Störenfried war.
Gerald Otto, der gastgebende CDU-Landtagsabgeordnete, beging gleich mehrere Fauxpas. Der eindeutigste kam gleich zu Beginn, als sofort aus dem Publikum klargestellt wurde, dass der Nachname des Gastes mit einem offenen ‚o’ und keinem geschlossenen auszusprechen sei.
Das vorwiegend ältere Publikum lauschte andächtig dem Gespräch, das deutlich besser gewesen wäre, wenn es ein Journalist geführt hätte. Es ist nicht trivial, gute 60 Minuten einen Dialog zusammen mit anschließenden Fragen aus dem Publikum zu steuern. Dass thematisch die Migrationspolitik aufgetischt wurde, war wichtig, weil sie vielen auf den Nägeln brennt. Bosbach Wunsch ist, ein gutes Verhältnis aus „Humanität“ und „Ordnung“ hinzubekommen. Das klingt überzeugend. Nur ist es einfach kaum möglich gewesen, seit 2015 für „Ordnung“ zu sorgen, weil es mit dem Grundsatz der Humanität schwer vereinbar gewesen wäre, zumindest Anfang September 2015, als EU-Recht nicht von allen EU-Staaten eingehalten wurde. Auch die Pandemie hat gezeigt, dass die Vielzahl der Schutzverordnungen, die ja zum Ziel haben sollten, möglichst geordnet für den Schutz der Gesundheit vieler Menschen zu sorgen, höchst tückisch in ihrer Anwendung sein kann.
Eine Dame aus dem Pubikum fragte, ob die Politik vorhabe, das Bargeld ganz abzuschaffen. Damit würde ja ältere Menschen endgültig abgehängt. Bosbach antwortete klug, dass es niemand vorhabe. Dass größere Transaktionen in bar auch Geldwäsche erleichterten, war ein erhellender Punkt. Kartenzahlungen sind öfter transparenter, doch natürlich ist auch das Freiheitsargument gewichtig: Nicht jede Geld-Transaktion soll in den Augen mancher Kunden rückverfolgbar sein können.
Auch ging es in der Diskussion um allgemeine Auffälligkeiten, wie die unsachliche Abwertung des politischen Gegners, die zum Glück nicht zu den Handlungen von Bosbach gehört. Sein sachlicher Ton ist immer wieder auch mit humorigen Einlagen versehen, die eher auflockern als versteifen. So vermeidet man ein gereiztes Klima, das nicht weiterführend ist. Wer so wie Bosbach nicht mehr in Amt und Würden ist, kann auch sicherlich etwas gelassener auf die geleistete Arbeit und auf die sicher herausfordende Zukunft in der deutschen Bundespolitik und in der sächsischen Landespolitik schauen. Seine Bundestagsmandate hat er oft mit traumhaften Wahlergebnissen gewinnen können. Hier ist die Erfolg-Sicherheit im Hinblick auf die Vergangenheit spürbar: Erfolge dienen auch der Souveränität im politischen Handeln.
Was das Foto schön zeigt, bleibt die Monobloc-Bestuhlung genauso kultig wie der VW Bulli! Diese kultige Kombination wird mir ganz sicher in Erinnerung bleiben!