Der Notiz-Blog, der sich gewaschen hat

Monat: September 2022

Von Klettbach bis in die Vogesen

Je vous salue!

Grüßt euch! Da sind wir wieder und möchten euch auch dieses Mal auf eine kleine Reise, die über die Grenzen der Republik hinaus geht, entführen.

Wie ihr sicherlich schon erahnt habt, sind wir nicht einfach direkt in die Vogesen gefahren. Nein, wer uns kennt, weiß, dass wir zu Umwegen neigen und gerne an eher ungewöhnlichen Orten verweilen und die Umgebung auf uns wirken lassen; so auch dieses Mal.

In Klettbach, unserer ersten Station, verbrachten wir zwei angenehme Tage im Poul‘s Hof. Klettbach? Werdet ihr womöglich denken; wo mag das nur liegen? Nun, hier möchte ich euch natürlich nicht allzu lange auf die sprichwörtliche Folter spannen. Klettbach ist tatsächlich sehr verkehrsgünstig gelegen und befindet sich nur unweit von Erfurt, Weimar und Gotha entfernt. Also kamen wir natürlich nicht umhin, uns zumindest Erfurt und Gotha einmal anzuschauen.

Vor einigen Jahren, als ich noch jünger war, besuchten meine Familie und ich Erfurt; die Geburtsstadt meines Großvaters und meiner lieben Mama. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich etwas sentimental durch die Stadt wandelte, in der Hoffnung, einige der besuchten Orte wieder zu erkennen. Das gelang mir mal mehr, mal weniger gut, was sicherlich nicht zuletzt meinem eher mangelhaft ausgeprägten Orientierungssinn geschuldet ist.

Impressionen aus Erfurt

In Zeiten der Pandemie war es schön, im alten Stadtkern viele Menschen beim Bummeln oder an den zahlreichen Verkaufsständen zu sehen. Endlich war wieder Leben eingekehrt, was sich auch in der sichtlichen Freude der umherstreifenden Passanten zeigte.

Eine Dame erklärte ihrer etwas älteren Mutter, die sie im Rollstuhl vor sich her schob, was wohl diese riesige Absperrung und die große Bühne auf dem Domplatz zu bedeuten hätten. Nun, für diejenigen unter euch, die ebenso neugierig sind, wie die ältere Dame es zu sein schien, will ich das Rätsel natürlich sogleich auflösen. Zu jener Zeit, als wir Erfurt besuchten, gaben Die Ärzte ein paar Konzerte in der Stadt. So begegneten wir auch immer wieder auf unserem Spaziergang anderen Touristen, die es wegen des Konzertes in den Ort zog.

Auf unserem kleinen Stadtspaziergang begegnete uns aber auch ein netter Herr aus der Umgebung, der uns, weil er bemerkte, dass wir Hundefreunde seien, sogleich darüber informierte, dass erst kürzlich ein Hund ausgesetzt worden war und sich die Polizei nun der Sache angenommen habe, um den Halter zu ermitteln. Seinen Unmut darüber könnt ihr sicherlich nachvollziehen. 

Später am Tag ging es dann nach Gotha. Dort besuchten wir neben dem Herzoglichen Museum auch das Ekhof-Theater auf Schloss Friedenstein. Dieses kleine Theater zeichnet sich v. a. dadurch aus, dass die Bühnentechnik, mit der die Kulisse schnell umgestaltet werden kann, nahezu im originalen Zustand des 17. Jahrhunderts erhalten ist.

Eindrücke aus Gotha

Der Theaterabend war ein riesiger Spaß; voller Witz, einem „vermeintlich“ tödlichen Liebeselixir, Intrigen und Verlangen. So richteten die Akteure und Aktricen immer wieder auch das Wort an das verzückte Publikum. So zum Beispiel der Mönch, der sein „Gebräu“ unter das Volk bringen wollte, indem er kokett fragte: „Welche der Damen möchte heute alleine nach Hause gehen?!“ Ein Lachen ging durch die Reihen, als eine der Damen ihren Arm etwas zu spät wieder herunternahm.

Nach unserem Besuch in Klettbach und Gotha ging es dann in Richtung Luxemburg. Esch-sur-Alzette, die diesjährige Kulturhauptstadt Europas überraschte mit einem überdimensionierten, künstlerischen „Murmelprojekt“ und einem Universitäts-Campus, der sich wirklich sehen lassen konnte; alleine schon von der Farbgebung her. Ein Besuch des ehemaligen Hochofens durfte natürlich nicht fehlen. Hier galt es einige Treppenstufen und „Höhenmeter“ zu überwinden.

Kulturhauptstadt Esch-sur-Alzette

Danach hieß es endlich Urlaub in Frankreich. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie unglaublich aufgeregt ich war. Schon alleine die Fahrt durch den Tunnel in Richtung Frankreich bereitete mir große Freude. Selbstverständlich bestand ich darauf meine Betty (ja, so heißt mein Auto!) über die Grenze zu bewegen. Unsere erste Station war dann Nancy. Bei schönstem Wetter flanierten wir mit den beiden Hündchen durch die Stadt, genossen tolle Gespräche und eine wirklich sehr sehr leckere Quiche. Selbstverständlich durfte die eine oder andere Besichtigung dabei nicht fehlen.

Nancy in der Region Grand Est

Nach einigen Stündchen ging unsere Reise schließlich weiter. Hier übernahm Thomas nun das Steuer; und bei den Serpentinen, die wir teils durchqueren mussten, war ich auch wirklich sehr dankbar dafür. Mit dem Auto galt es nämlich einige Höhen und Kurven zu überwinden.

Letztlich erreichten wir unser Ziel und waren sichtlich glücklich und zufrieden. Auch die kleinen Hündchen freuten sich über ihren Auslauf auf der Ferme de Jean in Saulxures-sur-Moselotte.

Ankunft und erste Erkundung der Umgebung

Christophe, der Hausherr unserer Gîte, empfing uns freudig und zeigte uns die Unterkunft. Jeden Morgen bereitete er uns leckeres französisches Frühstück mit Käse, Croissants, Ei und Kaffee. Wer Marmelade oder Honig haben mochte, bekam natürlich auch dies. Christophe wirkte dabei stets entspannt und wir Deutschen machten unserem Ruf, sehr ordentlich und diszipliniert zu sein, im wahrsten Sinne des Wortes alle Ehre. Darüber scherzten wir dann auch gerne mit Christophe.

Wir genossen viele tolle Gespräche und ich konnte ein wenig an meinem Französisch üben.

Schöne Wanderungen durften in den Vogesen natürlich nicht fehlen. Meine zwei kleinen Hündchen benötigten allerdings einmal eine etwas längere Pause, um sich von den „Wanderspaziergängen“, denn diese waren eigentlich sehr hunde- und Cindy-freundlich konzipiert, wieder zu erholen. 

Wandereindrücke aus den Vogesen

Für mich als Berlinerin, mit vergleichsweise wenig Gebirgserfahrung (Wie hoch ist unser höchster „Berg“ in der Stadt? Etwa 120 Meter?!) waren die gut 1.000 Meter über dem Meer (unsere Ferme lag laut outdooractive.com auf 888 Metern :-)) eine tolle Abwechslung und kleine „Herausforderung“. Ihr könnt euch sicherlich denken, wie freudig erregt ich war, als ich das Gipfelkreuz des Hausbergs, dem Haut du Roc, erreichte. Der Anblick, der sich dabei bot, war einfach malerisch.

Ein Naturfreibadbesuch in der Base de Loisirs von Saulxures-sur-Moselotte durfte selbstverständlich nicht fehlen; ebenso wenig wie der Besuch zweier unglaublich schöner Gärten in Cornimont und Granges-Aumontzey (ehemals Granges-sur-Vologne). Längere, anregende Gespräche blieben dabei natürlich nicht aus; wenngleich ich dabei häufig eher im Hintergrund fungierte. Man spürte in beiden Gärten einfach die pure Liebe zur Natur; ein unvergessliches Erlebnis.

Kunst in La Bresse und Cornimont (Jardin et Objets des Panrées)

Artgerecht gehaltene Freigänger-Katzen, aber auch Freigänger-Gänse begegneten uns auf unserer Reise durch die Vogesen und sorgten immer wieder für schöne, einprägsame Momente.

Tierische Bekanntschaften 🙂

Sehr guter Wein, anregende Gespräche, kulturelle Höhepunkte, wie der Besuch des Musée du Bois und viel Natur bereiteten uns ein unvergleichliches Erlebnis.

Musée du Bois in Saulxures-sur-Moselotte

Über Haguenau im Elsass ging es schließlich zurück nach Deutschland.

Impressionen vom Festival du Houblon in Haguenau

Ein Dank gilt allen, die diesen Urlaub zu etwas ganz Besonderem gemacht haben; durch die vielen guten tiefgründigen Gespräche mit unserem Gastgeber Christophe und den lieben Menschen in Cornimont, La Bresse, Saulxures-sur-Moselotte und Berchigranges, die uns u. a. auch Anregungen für unser eigenes kleines künftiges Balkon-Gartenreich gaben und für das Gefühl, irgendwie zu Hause zu sein und sich willkommen zu fühlen, obwohl man vielleicht noch nicht so sicher in der französischen Aussprache war.

Jardin de Berchigranges

Ich jedenfalls werde diesen Urlaub ganz sicher nicht so schnell vergessen und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit Christophe und Gribouille, Familie Dronet, den Gartenfreunden aus Cornimont und all den anderen lieben Menschen, denen wir in den Vogesen begegnet sind. Am Liebsten wäre ich nie wieder fortgegangen.

À bientôt!

P. S. Für all diejenigen, die sich fragen, wer sich hinter Gribouille verbirgt… 🙂

Worauf Gribouille wohl wartet? 🙂

Gestochen scharf: Über ein besonderes Guckkastenbild, das einen vom Sockel haut

Auch wenn sich Geschichte nicht wiederholt, so sind doch gewisse überlieferte Ereignisse rund um das Thema Erinnerungspolitik wieder brandaktuell:  Als Ende August 2022 in Riga ein Obelisk aus Sowjetzeiten geschleift wurde, weil er den Totalitarismus verherrlichte, musste ich an ein besonderes Guckkastenbild denken. Es wurde bis zum 11.September 2022 in einer feinen Ausstellung mit dem einprägsamen Titel „Die Welt im Kasten“ im Chemnitzer Schlossbergmuseum gezeigt. Bereits 2021 waren mehrere Guckkastenbilder aus der hauseigenen Sammlung im nahen SMAC (Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz) ausgestellt, als es um das Thema Stadt ging. In einem kurzen Video, das Teil des digital verfügbaren Ausstellungsdossiers ist, skizziert Kuratorin Katja Manz die Geschichte von Guckkastenbildern, die vom 17. – 19. Jahrhundert einen Blick in die Welt ermöglichten, spätestens im 18. Jahrhundert auch für die breite Masse.

Im Schlossbergmuseum ist auch Forschung präsent: Die Bachelor-Arbeit von Susanne Görnert, 2019 an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig unter dem Titel Die Guckkastenblattsammlung des Schlossberg-museums Chemnitz. Datierungsvorschläge und Vorlagenforschung vorgelegt, ist eine wichtige Quelle angesichts vieler noch offener Fragen. Aus der Arbeit erfahre ich, dass der Herausgeber der Guckkastenbilder, die Académie Impériale, von 1770 bis 1790 etwa 500 Exemplare als Kupferstiche der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Anders als ein Fotograf ist ein Kupferstecher selten leibhaftig vor Ort; vielmehr muss er aus Beschreibungen und Erzählungen sein Werk schaffen.  Das hier thematisierte Guckkastenbild mit dem Titel „La Destruction de la Statue royale à Nouvelle Yorck“ (deutsch: Die Zerstörung der Königlichen Bild Säule zu Neu Yorck) wurde von Franz Xaver Habermann (1721 – 1796) in Augsburg gestochen, wo auch der Herausgeber ansässig war:

Guckkastenbild von Habermann
Franz Xaver Habermann: Die Zerstörung der Königlichen Bild Säule zu Neu Yorck, um 1780 (Online-Quelle: Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz: www.stadt-im-smac.de)

Zu diesem Guckkastenbild schreibt Görnert auf Seite 49 ihrer Bachelorarbeit:

Die Ansicht New Yorks bezieht sich auf das historische Ereignis des Reiterstandbildes König Georg III. am 9. Juli 1776 im Bowling Green Park. Habermann nutzte hierfür als Vorlage den Kupferstich eines unbekannten französischen Stechers, welcher diesen wenige Monate nach dem Ereignis herausbrachte.  Der Franzose schien New York nicht zu kennen. Statt dem 1760 erbauten Reiterstandbild König Georg III. ist eine Statue abgebildet. Auch die Stadtarchitektur erinnert eher an Paris als an die typisch koloniale Bauweise der amerikanischen Großstadt. Ebenso entspricht die revoltierende Menschenmenge welche aus Turban tragenden, dunkelhäutigen Männern besteht nicht der damals in New York lebenden Bevölkerung.

Welche Aussage sollte mit diesem Guckkastenbild transportiert werden? Immerhin ist das Motiv alles andere als malerisch. Die Zerstörung eines Vertreters aus der europäischen Monarchie ist doch starker Tobak, gerade für eine „Académie“, die das Kaiserliche in ihrem Namen führt. Doch Vorsicht:  Augsburg war damals (bis 1805) Freie Reichsstadt und genoss mehr künstlerische Freiheit als manch andere Stadt.

Georg III. (1738-1820) stammte aus dem Haus Hannover; seine Mutter war Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg. In seine fast 60 Jahre lange Regentschaft fiel als Zäsur die Unabhängigkeitserklärung der USA 1776. Wenn nur fünf Tage nach dem Independence Day der König im wahrsten Sinne des Wortes nach nur einem Jahrzehnt vom Sockel gehauen wird, dann geht es hier nicht um ein singuläres, isoliert zu betrachtendes Ereignis. Es ist nämlich nicht ohne den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg denkbar, der mehrere Jahre (1775 – 1783) dauerte.

Solch eine historische Umwälzung konnte nicht verschwiegen werden. Das Guckkastenbild mag bei Unwissenheit auch erschütternd wirken: fremde, „wilde“ Menschen scheinen die Akteure zu sein, während die wahrhaftigen politischen Kämpfer eher zuschauen. Auch dieses Zuschauen lässt verschiedene Interpretationen zu. Sind sie bestürzt oder eifern sie einfach nur mit? Der Kupferstecher Habermann versuchte, über ein Guckkastenbild den Betrachter in den Bann zu ziehen. Das Werk verrät gewisse (historische) Ungereimtheiten und verzerrt überlieferte Ereignisse. Es gibt einen Blick auf Historie frei, das auf eine ästhetische Wirkung abzielt. Der Akt der Zerstörung und seiner Betrachtung von einer überschaubaren Anzahl von Schaulustigen auf der Gasse – quasi vom Parkett – und am Fenster und auf der Veranda – quasi von den Rängen – wirkt inszeniert, während die Statue in ihrer Wirkung blass erscheint, da sie vergleichsweise unterdimensioniert dargestellt ist. Hat hier nicht einmal mehr der Künstler scharfen Durchblick hinsichtlich der Wucht der Geschichte bewiesen? Zumindest ist die Nachwirkung vorhanden: Man wird die US-amerikanische Unabhängigkeitserklärung anders lesen, wenn man dieses Guckkastenbild gesehen hat.  Und man wird den im September 2022 erneut angestimmten Vers „God save the King“ besonders hochhalten.  Möge Charles III. nicht vom Sockel gestoßen werden! Doch wird man ihn je als Statue verewigen?

Auf der Webseite der in Boston ansässigen Leventhal-Foundation ist der Kupferstich in faszinierender Auflösung online zu betrachten.

Und gut is’ – Über neuartiges Sprachgut

Früher hörte ich meine Großmutter am Telefon sagen: „Ja, is’ gut!“. Zumindest habe ich diese Worte von ihr in meiner Erinnerung abgelegt. Damit bestätigte sie nur, dass ich zu einer bestimmten Zeit, etwa zur Teestunde, vorbeikommen könnte.  Also zu einer wahrlich guten, passenden Zeit.

Das Gute kann manchmal auch bloß ausreichend sein: Laut dem Online-Nachschlagewerk OWID, betreut vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, ist seit den Nullerjahren die verwandte Wendung „Und gut is‘“ im Gebrauch. Umschrieben wird sie folgendermaßen:

es ist ausreichend, man sollte es dabei belassen

Der „Belegblock“ legt nahe, dass die Wendung schon vor dem Jahr 2000 existierte. Vielleicht ist sie ja entscheidend dadurch beflügelt worden, dass kurz vor der Jahrtausendwende Berlin Bundeshauptstadt wurde. Ich kann mir lebendig vorstellen, dass die vorwiegend in der mündlichen Sprache kursierende Floskel dort, wo massiv investiert wurde, in die Lande exportiert wurde. Besser lässt sich alltagstaugliche Schnoddrigkeit einfach nicht in Worten ausdrücken.  In einem Geschäft könnte die Geburtsstunde (zumindest die in Lettern dokumentierbare) geschlagen haben, wenn man sich folgenden Beleg anschaut:  

[eine] Verkäuferin, die mich an der Kasse eines […] Lebensmittelmarktes ungehalten auffordert, beim Einkauf nicht so viele verschiedene Mineralwasser zu wählen: “Nehm ‘se sich ‘ne Kiste von einer Sorte und gut is’. Da kommt man ja ganz durcheinander mit den Preisen und is’ doch sowieso alles die gleiche Plempe.” (taz, 14.05.1999)

Am 09.08.2022 verwendete eine Variante, nämlich „Und fertig is‘“,
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Fernsehinterview im ZDF-heute-journal, als es um das sensible Thema der im Herbst 2022 neu zugelassenen Impfstoffe ging. Spätestens seit diesem Interview ist mir klar, dass dieser Phraseologismus in der deutschen Sprache etabliert ist. Im größeren Kontext verwendete der Minister das Adjektiv ‚simpel’ in der Absicht, für mehr Klarheit zu geplanten Schutzregeln in Verbindung mit dem Impfstatus-Nachweis zu sorgen.

An was lässt mich diese Wendung noch denken? Spontan fällt mir ein Instant-Getränk ein, das auch nach dem Motto „Und fertig ist es“ zubereitet werden kann. Es geht darum, möglichst schnell zum Ergebnis zu kommen, ohne dass der Prozess sich zu lange in die Länge zieht.  Es schwingt ein gewisses Genervt-Sein mit hinein, dass auch im zitierten Beleg schön herauskommt.

Für mich bleibt es merkwürdig, dass das mickrige, semantisch leere und dazu noch dialektal markierte „is‘“ an das Ende eines Hauptsatzes gestellt wird, ohne jegliches Pronomen oder Substantiv. Was ist eigentlich gut? Man scheint das Urteil des Gegenüber vorweg zu nehmen.  Dass ‚gut’ bzw. ‚fertig’ eine gewisse Simplizität beanspruchen (in einem gewissen Äußerungs-Moment), macht die Sache auch nicht leichter. Auch dieses Belassen von etwas ist trügerisch: Understatement oder Bescheidenheit klingt jedenfalls anders (der Ton macht die Musik!). Das „gut“ ist deswegen als Urteil mehr als fragwürdig. Es wird entwertet, denn es klingt nach: Hauptsache, etwas ist ‚fertig’. Klar, wenn etwas fertig ist, dann können wir sagen: Gut so! Eine Erledigung, mag sie noch so banal sein, ist produktiv! Scheint in „Und gut is‘“ nicht auch  „Es reicht!“ durch, was wiederum Ärger ausdrückt? Das Verb ‚reichen’ reicht eben nicht immer aus, um jemanden zufrieden zu stellen. So wie im Belegbeispiel: Gut ist es, wenn ich jetzt die Sache (also den Getränkeeinkauf) beende, es reicht! Alternativ ließe sich noch sagen: Punkt. Aus. Ende.

Im erwähnten Fernsehinterview ist die Wendung „Und fertig is‘“, bei 5’40” zu hören.

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